Inhalt

Historischer Rundweg - Tafel 8

Katholische Kirche

Weeze gehört zu den ältesten Pfarreien am linken Niederrhein. Sie wird erstmals 1226 genannt.

Weeze gehört zu den ältesten Pfarreien am linken Niederrhein. Sie wird erstmals 1226 genannt und 1326 die Weezer als „Cyriakus-Leute“ bezeichnet, da die Pfarrkirche dem Heiligen Cyriakus geweiht ist. Bereits für das 9. Jahrhundert ist eine kleine Holzkirche urkundlich nachweisbar, die rechts der Niers als Teil des mittelalterlichen Höfekomplexes „Villa Geizefurt“ in der heutigen Weezer Bauernschaft Kalbeck stand.   

Spätgotische Kirche

Auf romanische und dann frühgotische Vorgängerbauten folgte im 15. Jahrhundert ein Neubau mit langgestrecktem Ostchor, Querschiff und Turm. Seitdem stellte Sankt Cyriakus ein besonders schönes Bauwerk der niederrheinländischen Spätgotik dar.

Altäre

Neben dem Hochaltar, der ursprünglich dem Pfarrpatron Cyriakus, später dann dem heiligen Johannes des Täufers - zweiter Patron der Kirche und der ganzen Gemeinde - geweiht war, gab es noch im 17. Jahrhundert bis zu sieben Seitenaltäre. Sie waren den Heiligen Cyriakus (Votivaltar), Antonius, Katharina, Nikolaus, Sebastian, der Jungfrau Maria und dem Heiligen Geist geweiht. Zudem stand in der Sakristei ein „Barmherziger Gott“ - Altar. Die Nebenaltäre wurden seit dem 14. Jahrhundert von Weezer Privatpersonen und Adeligen gestiftet und mit Renten und Vermögen bedacht. Die Einkünfte dienten der Versorgung der Priester, der Vikare, die als Gegenleistung für das Seelenheil der Stifterfamilien Messen lesen mussten. Mehrere Bruderschaften, von denen die Cyriakus-  und Johannes-Bruderschaft noch bestehen, bezogen sich auf diese Altäre.     

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Für die Kirche und ihre Umgebung waren im Februar 1945 der Artilleriebeschuss der Alliierten und die Sprengung des Turms durch deutsche Truppen verheerend. Nur der gotische Ostchor blieb erhalten. Große Teile der Inneneinrichtung fielen der Zerstörung zum Opfer.

Der bedeutende Kunstbesitz der Kirche, besonders an Holzschnitzwerken, wurde vorher ausgelagert und ist somit in seinen besten Teilen erhalten geblieben. Einige schöne Holzplastiken schmücken heute den Kirchenraum, der sogar Hinweise für  Jakobs-Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela enthält. Allen voran ist hier die Sitzfigur des heiligen Jakobus (um 1500) und eine neogotische Statue des Apostels zu nennen. Zu den kostbarsten Skulpturen gehören die „liebliche Madonna von Weeze“ (um 1350), der heilige Cyriakus und „Gottvater“ (beide um 1500).

Wiederaufbau

Die heutige Kirche entstand 1953 bis 1955, wobei der Architekt Bernhard Kösters/ Münster den erhaltenen spätgotischen Chorbau und die beiden polygonalen Seitenschlüsse des Querhauses in seine Planung einbezog, die übrigen beschädigten Bauteile jedoch abtrug. Der Turm wurde – anders als bei seinem Vorgänger – seitlich an das Seitenschiff angebaut. 

Zwischen 1955 und 1984 war das Gotteshaus mit dem Altarbereich nach Westen ausgerichtet. Danach wurde er wieder in den Ostchor verlagert.   

Zusammenschluss

Im Jahr 2005 schlossen sich die Katholischen Kirchengemeinden Sankt Cyriakus Weeze und Heilig Kreuz Wemb zur Pfarrgemeinde „Sankt Cyriakus in Weeze“ zusammen.

Sankt Cyriakus und Haus Hertefeld von Südosten, Zeichnung von Jan de Beijer, 1743.

Sankt Cyriakus und Haus Hertefeld von Südosten, Zeichnung von Jan de Beijer, 1743.  

Sankt Cyriakus, Blick von Süden/heute Cyriakusplatz, vor 1929.

Sankt Cyriakus, Blick von Süden/heute Cyriakusplatz, vor 1929.

Sankt Cyriakus, Innenraum, Blick in Richtung Ostchor, vor 1945.

Sankt Cyriakus, Innenraum, Blick in Richtung Ostchor, vor 1945.

Sankt Cyriakus in Trümmern, Blick vom Marktplatz in Richtung Kirchenportal, nach 1945.

Sankt Cyriakus in Trümmern, Blick vom Marktplatz in Richtung Kirchenportal, nach 1945.

Sankt Cyriakus, Innenraum, Blick in Richtung Ostchor mit neogotischem Hochaltar (F. Langenberg/Goch, 1898), 2011.

Sankt Cyriakus, Innenraum, Blick in Richtung Ostchor mit neogotischem Hochaltar (F. Langenberg/Goch, 1898), 2011.

Die Holzskulptur des heiligen Cyriakus stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Der Legende nach befreite der römische Diakon Cyriakus die Tochter des Kaisers Diokletian von dämonischen Krankheiten, hier symbolisch dargestellt durch den Höllendrachen, den der Heilige angekettet hat. Es heißt am Niederrhein: In Wees häbbe se dän Düwel an de Kett!. Foto: Jens Hofmann/Restaurator, 2013.

Die Holzskulptur des heiligen Cyriakus stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Der Legende nach befreite der römische Diakon Cyriakus die Tochter des Kaisers Diokletian von dämonischen Krankheiten, hier symbolisch dargestellt durch den Höllendrachen, den der Heilige angekettet hat. Es heißt am Niederrhein: In Wees häbbe se dän Düwel an de Kett!. Foto: Jens Hofmann/Restaurator, 2013.