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Schloss Wissen

Blick auf Schloss Wissen

Das erste gesicherte Datum von Schloss Wissen geht auf das Jahr 1370 zurück. Schon zu dieser Zeit existierten eine Vor- und eine Hauptburg; hieraus schließen wir, dass die ursprüngliche Anlage wahrscheinlich älter ist. Als Zeugen dieses Zeitalters können die gotische Nord- und Westfassade der Vorburg und der Sockel des „Dicken Turmes" angesehen werden.

1401 wurde der Altar in einer kleinen Schlosskapelle geweiht, was auf die Bedeutung sowohl der Anlage als auch der damaligen Besitzer hinweist. Der Besitz gehörte der Familie van der Straeten. Die Schlosskapelle in ihrer heutigen Gestalt und Ausschmückung ist vor ungefähr 100 Jahren als bedeutendes Werk der Nazarener Schule errichtet (Architekt Vinzenz Statz, Malerarbeiten unter Leitung von Eduard Steinle).

Im Jahre 1461 ging der Besitz an die Familie von Loe über, der er heute noch gehört. Obwohl bis dahin schon fast die ganze Fläche der heutigen Schlossanlage bebaut war, hat man erst seither genauere Kenntnisse über die weitere Baugeschichte.

Bald nach 1500 wurde die Hauptburg mit vielen Renaissancetürmchen und -erkerchen versehen; der Erker an der Südostecke wurde Ende des 17. Jahrhunderts zu einem Barockerker umgebaut.

Um 1740 musste dann die hölzerne Zugbrücke einer Steinbrücke weichen, die zu dem heutigen Torhaus führt. Dieses und der ganze Ostflügel der Vorburg ersetzen nun die an gleicher Stelle abgerissenen Gemäuer. Fast zur gleichen Zeit baute man eine neue Schlosskapelle, den heutigen Sakristei-Turm.

Um 1770 wurden dann fast alle Türme der Hauptburg abgetragen. Das Schloss wurde weiß getüncht, mit einem Mansardendach versehen und gab so den Anschein eines französischen Landhauses. Selbst der mächtige Turm der Vorburg verlor seinen Helm.

Ungefähr 1870 folgte die neugotische Restaurierung, bei der neue Türme, riesige Treppengiebel und eine Gartenterrasse im Süden entstanden. Dazu wurde die heutige Kapelle gebaut; geweiht 1876.

Vom Krieg in Mitleidenschaft gezogen und heutigen Erfordernissen nicht mehr entsprechend, konnte das Schloss seit 1957 nicht mehr bewohnt werden. Seit 1969 wurde es dann von der Eigentümerfamilie durch umfangreiche Restaurierungsarbeiten vor dem Zerfall gerettet. Hier schaltete sich nun auch die Denkmalpflege des Landes Nordrhein-Westfalen ein und stand der Familie mit Rat und Mitteln zur Seite.

In dem bis 1973 dauernden Umbau mussten der Ostflügel bis auf die Reste der Wehrmauer, der nördliche Querflügel, das Nierskabinett (ein Erker an der Südostseite) und die Gartenterrasse entfernt werden. Außerdem wurde das Schloss mit einem neuen Dach versehen.

So kann es hoffentlich zukünftigen Generationen erhalten werden.

Schlosskapelle

Die Kapelle ist eine römisch-katholische Kirche.
Die Eucharistie wird in ihr aufbewahrt, jede Woche wird einmal am Samstag der Gottesdienst gefeiert. Die Bewohner der Nachbarschaft - von den Bauernhöfen und Häusern - kommen dorthin.

Die Kapelle ist von 1876, aber sie ist nicht die erste Kirche in den Schlossgebäuden. Schon 1401 ist eine Altarweihe dokumentiert. Früher - noch bis in diese Generation - lebte immer ein Priester mit im Schloss.

Die Kapelle ist ihrem Stil nach neugotisch. Sie ist für diese Kunstrichtung eines der schönsten Kirchenbauwerke in Deutschland. Der Baumeister hieß Statz (1819 - 1898, Köln), die Entwürfe der Malereien sind von Steinle (1810 - 1886, Frankfurt), der mit ihm befreundet war. Statz war der Hauptvertreter der Neugotik im Rheinland. Steinle gilt als der letzte „Nazarener", seit 1839 am Städelschen Institut.

Wahrscheinlich sind aber die Fenster nicht von ihm. Sie sind nämlich in Birmingham (England) gebrannt. Sie stellen den Leidensweg Jesu dar (Qualität des Glases, ein gewisser Naturalismus in der Auffassung, Innerlichkeit in der Darstellung, formale Komposition; hierzu vgl. die Kreuzigung). Die Darstellungen am Altar unten zeigen die auf das Opfer Christi vorausdeutenden Opfer des alten Bundes:

Abraham - der seinen Sohn opfern wollte -

und

Melchisedech - der Brot und Wein opferte -

Auf den Tabernakeltüren sind Engel in Emaillearbeit. Darüber der auferstandene Jesus, zu beiden Seiten die 12 Apostel. - Das große Ölgemälde (auf Kupfer) zeigt die Namenspatrone des Schlossherrn und seiner Kinder. In der Rundung oben: Maria auxilium christianorum, der die Kirche geweiht ist, mit dem Jesuskind.

In der Kapelle sind im Detail viele kostbare Materialien mit Liebe verarbeitet: das schöne Messinggitter der Kommunionbank, die Marmorböden mit Mustern, die an Florenz erinnern, die Marmorsäulen mit ihren bemalten Kapitellen - Laub und Vögelchen - aus französischem Kalkstein, Schnitzereien an Kirchenbänken und am Beichtstuhl; auch die großen Figuren von Maria und Joseph sind aus Holz geschnitzt.

Die Bilder an der Brüstung der Empore zeigen die Symbole für die Anrufungen der Marienlitanei (lauretanische Litanei). - Die Orgel ist am Niederrhein, in Grieth, gebaut. -

Die Darstellungen in den oberen Fenstern:

- im Westen - Jesus am Kreuz und Maria Verkündigung
- im Osten - Maria nach der Vision der geheimen Offenbarung.

Die vielen Wappen geben entweder die Genealogie der Hausleute oder der Stifter an, die sich am Bau der Kapelle beteiligt haben, meistens auch Verwandte.

Erbauer waren die Urgroßeltern des Schlossherrn. Der Bruder des Urgroßvaters, Felix, hat sich während der Kulturkampfes - den Auseinandersetzungen zwischen Bismarck und den Katholiken im Deutschen Reich - sehr für die katholische Sache engagiert. Die Kapelle ist auch ein Zeugnis für das Selbstbewusstsein des katholischen Volksteiles in der protestantischen preußischen Monarchie.

Weitere Informationen finden Sie unter www.schloss-wissen.de!

Für weitere Informationen steht Ihnen das Büro für Kultur und Fremdenverkehr der Gemeinde Weeze gerne zur Verfügung.
Telefon: 02837 / 910-116, Telefax: 02837 / 910-170, eMail: tourinfo@weeze.de