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Historische Modelle im Weezer Rathaus - Hobby-Modellbauer zeigt viel Liebe zum Detail

Mitteilung vom 17.06.2014 (archivierte Mitteilung)

links nach rechts: Bürgermeister Ulrich Francken präsentierte im Beisein vom ehemaligen Fachbereichsleiter Karl Rütten, Hobby-Modellbauer Heinrich Gerritzen mit einem Wappenbild der Gemeinde Weeze als Dankeschön für die Dauerleihgabe der vier historischen Modelle, die im Eingangsbereich des Rathauses stehen.

Aus seinem Hobby machte Heinrich Gerritzen aus Goch, heute 85 Jahre alt, nie ein Geheimnis. Nach seiner jahrelangen selbständigen Tätigkeit als Orthopädie-Schuhmachermeister erhielt er im vergangenen Jahr bei der Meisterfeier den Diamantenen Meisterbrief. Seit 1998 widmete er sich in seinem Ruhestand verschiedenen Hobbies, vor allem dem Modellbau. Schon vor dreizehn Jahren baute er für die Gemeinde Weeze die ersten Rekonstruktionen des „Klosters Marienwasser" und des „Alten Schlosses Kalbeck. Mit der Nachbildung des Weezer Ortskerns einschließlich des Schlosses Hertefeld (aus dem 18. Jahrhundert) sowie Schlosses Wissen aus dem 17. Jahrhundert (im Stil der niederländischen Renaissance und des Barocks) fertigte er im vergangenen Jahr weitere Arbeiten für die Gemeinde Weeze.

Heinrich Gerritzen war es immer wichtig, möglichst viele Einzelheiten mit einzubeziehen. So verraten seine Bastelarbeiten viel Geduld und Fingerfertigkeit, ein großes Können und viel Liebe zum Detail. Die Recherchearbeiten gestalteten sich im Vorfeld immer sehr intensiv. Ortsbesichtigungen, Archivbesuche, das Studium historischer Quellen oder von noch vorhandenem Foto- oder Bildmaterial und teilweise zeichnerische Entwürfe gehören immer zu den vorbereitenden Arbeiten. In einem Interview im Mai 2013 mit der Rheinischen Post wies er darauf hin, dass er sagen könne, „ es müsste so gewesen sein - aber nicht sagen könne, es ist so gewesen". Wichtig sei für ihn, dass er „durch die Herstellung der Modelle seine Geschichtskenntnisse erweitere".

Modell Ortskern

Bei der Rekonstruktion des historischen Weezer Ortskerns orientierte er sich an einer Katasterkarte des Ingenieur-Leutnants J.W. Embers aus dem Jahr 1731/32 sowie an den Zeichnungen von Jan de Beijer von 1743 (s. Erl.). Das Dorf Weeze war seit Ende des 16. Jahrhunderts zur Zeit des 80-jährigen Krieges mit einem massiven Erdwall, vier Toren sowie Gräben umgeben, die im 18. Jahrhundert zwar ihren militärischen Zweck verloren aber noch nicht entfernt worden waren. Zu sehen sind die gotische St. Cyriakus-Pfarrkirche, gegen Ende des 15 Jahrhunderts erbaut und nach dem großen Brand von 1769 mit veränderter Turmhaube wieder aufgebaut, um sie herum der Friedhof, die Armenhäuser, die reformierte Kirche und auf der rechten Niersseite Schloss Hertefeld. Alle Rekonstruktionen sind den zeitgenössischen Vorlagen ebenso nachempfunden, wie die Häuser der Weezer Bürger, die seinerzeit überwiegend noch strohbedeckt waren.

Modell Schloss Wissen

Bei der Nachbildung von Schloss Wissen diente als Vorlage ein Gemälde aus der Zeit um 1700 sowie die topographische Darstellung des Hauses Wissen nach dem Klevischen Kataster, Herrlichkeit Wissen, Folio 1 - Zeichnungen nach Cornelis Pronk vom 20. Juli 1731; Schloss Wissen von Nord-Westen - Schloss und Mühle von Süden.

Die Nachbildungen von Heinrich Gerritzen nach historischen Vorlagen sind wichtige Beiträge zur Ortsgeschichte. Man kann auch sagen, Gerritzens Modelle sind Geschichtenerzähler. Sie sind dankenswerter Weise als Dauerleihgabe im Weezer Rathaus zu den Öffnungszeiten zu besichtigen.