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Stolpersteine

Blick auf die Stolpersteine

Auf Anregung der Mitbürgerin Edith Bader und auf Empfehlung des Ausschusses für Kultur und Erwachsenenbildung hat der Rat der Gemeinde Weeze am 17. Februar 2009 die Verlegung von Stolpersteinen in Weeze beschlossen. Mit diesem Vorhaben sollte an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnert werden, die während der NS-Diktatur verfolgt und ermordet wurden.

„Stolpersteine" heißt das Projekt, dass der Kölner Künstler Gunter Demnig 1994 ins Leben gerufen hat. Seit dieser Zeit sind in über 500 Orten Deutschlands und im europäischen Ausland über 22.000 Stolpersteine verlegt worden. Bei den 10 mal 10 cm großen Stolpersteinen handelt es sich um mit einer Messingplatte verkleidete Pflastersteine, die vor dem letzten Wohnsitz des verfolgten bzw. ermordeten Opfers in den Boden eingelassen sind. Auf der Messingplatte sind der Name und das Geburtsdatum des Opfers sowie sein weiteres Schicksal während der NS-Zeit eingraviert.

Der Bürgermeister spricht anlässlich der Stolpersteine

Während der Gedenkstunde am Mittwoch, 01.12.2009, an der Kevelaerer Straße 32 begrüßte Bürgermeister Francken die Anwesenden mit den Worten den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker: „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart." Er führte in seiner Rede weiterhin aus:

„Die Gemeinde Weeze verschließt nicht die Augen vor der Vergangenheit. Mit der Verlegung der Stolpersteine wird die Erinnerung an unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger wach. Wir erinnern an das individuelle Schicksal von sechs jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die während der NS-Zeit interniert, deportiert und ermordet wurden bzw. vor der Deportation in den Tod geflüchtet sind. Wir setzen mit den Stolpersteinen neben dem Denkmal an der Grundschule ein weiteres Zeichen gegen das Vergessen der Nazi-Diktatur in unserer Gemeinde.

Ich begrüße ganz besonders den hier anwesenden Künstler Gunter Demnig, der die Aktion „Stolpersteine" ins Leben gerufen hat. Seit 1997 hat er in ganz Deutschland über 22.000 dieser Steine eigenhändig in den Boden eingelassen. Heute verlegt er sechs Steine in unserer Gemeinde. Vielen Dank Herr Demnig. Die Aktion Stolpersteine soll mit dazu beitragen, dass die Erinnerung an die Gräueltaten des dritten Reiches auch für nachfolgende Generationen wach gehalten wird. Wir gedenken heute sechs jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger, die in unserer Gemeinde lebten und arbeiteten.

Die Stolpersteine der Familie Koopmann

Dazu gehörte die vierköpfige Familie Heinrich und Paula Koopmann mit ihren Kindern Rosemarie und Marion, die hier an der Kevelaerer Straße 32 lebten, bevor sie 1938 nach Belgien flüchteten und am 07.10.1942 im SS-Sammellager Mechelen interniert wurden. Sie wurden am 10.10.1942 nach Auschwitz deportiert und dort am 12.10.1942 ermordet.

Der Stolperstein des jüdischen Mitbürgers Leonhard Koopmann

Wir gedenken auch des jüdischen Mitbürgers Leonhard Koopmann, der in Weeze, an der Wasserstraße 55 lebte, bevor er im Jahre 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde. Dort starb er am 28.03.1943 aufgrund mangelhafter Ernährung und Entkräftung. Den Stolperstein für Lenhard Koopmann wird Herr Demnig nach der Gedenkstunde an der Wasserstraße in den Bürgersteig einlassen.

Der Stolperstein des jüdischen Mitbürgers Simon Hertz

Auch gedenken wir des jüdischen Mitbürgers Simon Hertz, der in Weeze an der Alten Heerstraße 11 lebte, bevor er am 16.06.1942 in „Schutzhaft" genommen wurde. Wegen der drohenden Deportation nahm er sich am 17.07.1942 in der Arrestzelle der Weezer Polizeistation das Leben. Auch den Stolperstein für Simon Hertz wird Herr Demnig nach der Gedenkstunde an der Alten Heerstraße in den Bürgersteig einlassen.

Mit diesem Gedenken soll das Bewusstein geschärft werden, dass solche Verbrechen nie wieder vorkommen dürfen. Die Kultur des Gedenkens schafft auch Voraussetzungen für ein friedliches und tolerantes Miteinander mit Menschen anderer Kulturen, Religionen und Herkunft. Stolz sind wir in Weeze auf das friedliche Zusammenleben verschiedenster Kulturen und Nationalitäten in den vergangenen Jahrzehnten. Trotzdem wollen wir mit der Verlegung der Stolpersteine neben dem Gedenken an die Opfer auch die nachfolgenden Generationen auffordern, ihren Weg so friedlich wie möglich zu gehen und so energisch wie nötig allen kriminellen Machenschaften entgegen zu wirken.

Ich danke allen, die sich durch die Übernahme von Patenschaften gegen das Vergessen engagieren und dazu beigetragen haben, dass das Projekt „Stolpersteine" in Weeze erfolgreich verwirklicht werden konnte. Nationalsozialistische Gedanken entstehen nicht plötzlich, sondern sie wachsen langsam auf Hass und Intoleranz. Menschlichkeit bewahren und sich für ein tolerantes Miteinander einsetzen, kann nur, wer die Grausamkeiten der Vergangenheit nicht verdrängt."

Blick auf verlegte Stolpersteine

In einer kurzen Ansprache führte der Künstler Gunter Demnig aus, dass er sich freue, auch in Weeze Stolpersteine verlegen zu können, auch wenn der Hintergrund des Projektes, das er ins Leben rief, kein Grund zur Freude sei. Die überwiegende Anzahl der Steine habe er selbst verlegt. Auch am Mittwoch griff der Künstler wieder zu Hammer und Kelle, um 6 dieser Erinnerungssteine an drei Standorten zu verlegen. Nach Angaben von Herrn Demnig verberge sich hinter jedem Namen auf der Messingplatte ein persönliches Schicksal. Er fand es gut, dass auch Jugendliche an der Gedenkfeier teilnahmen. Ein Hauptschüler, so Demnig, habe die Stolpersteine einmal so definiert: Bei einer Berührung fällt man nicht hin, man stolpert aber mit dem Kopf und dem Herzen. Und um den Text zu lesen, müsse man automatisch eine Verbeugung machen.

Die Mitbürgerin, Edith Bader bedankte sich für die durchgeführte Aktion sehr herzlich und verwies auf ihre Verbundenheit mit den ermordeten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Weeze. Sie sei froh gewesen, nach ihrer Deportierung mit ihren Eltern an ihren Heimatort Weeze zurückgekehrt zu sein. Da sie mit den hier lebenden und bereits verstorbenen Mitmenschen überwiegend positive Eindrücke verbinde und während der NS-Zeit sehr viel Anteilnahme erfahren habe. Sie verwies in diesem Zusammenhang auch auf ihr Buch „Nicht mit zu hassen, mit zu lieben bin ich da."

Anschließend begrüßten die Vertreter der Evangelischen Kirchengemeinde, Pfarrer Johannes Fries und der Katholischen Kirchengemeinde, Pastor Manfred Babel in kurzen Worten die Gedenkstunde „Gegen das Vergessen". Auch sie verwiesen auf das Gebot der Nächstenliebe und unterstrichen, dass solche Verbrechen nie wieder vorkommen dürften. Besonders begrüßt wurde, dass eine Konfirmandengruppe der Gedenkfeier beiwohnte.

Bürgermeister Francken bat anschließend die Anwesenden auch bei der Verlegung der Stolpersteine für Simon Hertz in der Alten Heerstraße und für Leonhard Koopmann in der Wasserstraße dabei zu sein. Er bedankte sich bei allen, besonders bei den Sponsoren, die bei der Vorbereitung und Durchführung der Aktion mitgeholfen haben.

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