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Historischer Rundweg - Tafel 12

Alte Kaplanei

Der Eigentümer restaurierte den Backsteinbau aus dem Jahr 1698 mit großem Engagement und viel Liebe zum Detail.

Die sogenannte Alte Kaplanei ist ein eingeschossiger Backsteinbau mit Walmdach und winkelförmig angesetztem Anbau aus dem Jahr 1698. Der ursprüngliche Grundriss mit einer Upkamer ist erhalten. Es handelt sich um eines der wenigen erhaltenen Beispiele der ländlich-bürgerlichen Baukunst des ausgehenden 17. Jahrhunderts am unteren Niederrhein.

Vikarie

Das Gebäude gehörte zusammen mit Grundbesitz über Jahrhunderte zu einem gesonderten Stiftungsvermögen, der sogenannten Vikarie des Sankt Antoniusaltars in der Sankt Cyriakus-Pfarrkirche. Seit dem 14. Jahrhundert stifteten Privatpersonen (Angehörige der Adelsfamilien Hagedorn, von Hertefeld und von Loë) Altäre in der Weezer Pfarrkirche und bedachten sie mit Renten und Grundvermögen. Die Einkünfte dienten der Versorgung der Priester - der Vikare. Als Gegenleistung hatte der Vikar für das Seelenheil des Stifters und seiner Familie an einem bestimmten Seitenaltar in der Weezer Pfarrkirche regelmäßig Messen zu lesen.

Im 19. Jahrhundert wurde das Haus als Kaplanei und später als Mietwohnung genutzt.

Baudenkmal

Nach Kriegseinwirkungen und weiterem erheblichem Verfall genügte das Gebäude in den 1960er Jahren nicht den Wohnanforderungen und war unbewohnt. Der Landeskonservator äusserte jedoch gegen einen Abbruch erhebliche Bedenken und erklärte das Objekt zum Baudenkmal.

Restaurierung

Ende 1982 erwarben die Eheleute Johanna und Johannes Kempkes die Alte Kaplanei aus dem Besitz der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Cyriakus Weeze. Das Gebäude hat eine Frontlänge nach Nordost von 18,51 Meter und nach West von 18,44 Meter, nach Nordwest eine Breite von 8,55 Meter und nach Südost von 7,00 Meter. Die Traufenhöhe ist umlaufend 4,81 Meter. Überdeckt wird das Gebäude mit einem Walmdach. Der Dachstuhl besteht komplett aus Eichenholz. Die Dachlast wird über sechs Querbalken aus Eichenholz (mit dem Hinweis auf das Jahr 1698) und durch in Schwalbenschwanz-Passungen eingelegte elf Längsbalken, ebenfalls aus Eichenholz, aufgenommen. Aus den unterschiedlichen Gebäudemaßen entstanden über die Jahrzehnte und Jahrhunderte alle Bauschäden, die nach der Freilegung der Decken und Wände und dem Abschlagen des Außenputzes sichtbar wurden. Die Bauleute des 17. Jahrhunderts vermauerten Feldbrandsteine mit einem Mörtel aus Kalk und Sand. Das Gebäude steht auf lehmigem Grund und hatte sich über die Jahrhunderte gesenkt, so dass Außen- und Innenmauern bis zu 13 Zentimeter breite Setzrisse aufwiesen.Die größte Herausforderung, ein so altes Gebäude zu sanieren und gleichzeitig seinen Charakter zu erhalten, bestand in der Wiederherstellung der gemauerten Fundamente und der Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit. Nach Abschluss der Sanierung des Gebäudeäußeren der Alten Kaplanei unter Beachtung des Denkmalschutzes konnten sich die Eigentümer der Gestaltung des Inneren widmen. Sie waren auch hier bestrebt, das 17. und das 20. Jahrhundert miteinander zu verbinden.

Alte Herrlichkeit um 1730, Parzelle Nr. 61 'Wikariat', Ausschnitt aus einer Karte des Klevischen Katasters, hier: Herrlichkeit Wissen, Folio 4, 1731/1732.

Alte Herrlichkeit um 1730, Parzelle Nummer 61 „Wikariat“, Ausschnitt aus einer Karte des Klevischen Katasters, hier: Herrlichkeit Wissen, Folio 4, 1731/1732.

Alte Kaplanei, Ansicht von Südosten, vor der Restaurierung, 1982.

Alte Kaplanei, Ansicht von Südosten, vor der Restaurierung, 1982.

Alte Kaplanei, Ansicht von Westen (1982 und 1987).

Alte Kaplanei, Ansicht von Westen (1982 und 1987).

Die Eheleute Johannes und Johanna Kempkes kauften 1982 das verfallene Gebäude und restaurierten es umfassend in wenigen Jahren.

Die Eheleute Johannes und Johanna Kempkes kauften 1982 das verfallene Gebäude und restaurierten es umfassend in wenigen Jahren.

Alte Kaplanei, Ansicht von Nordosten, vor 1982.

Alte Kaplanei, Ansicht von Nordosten, vor 1982.