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Historischer Rundweg - Tafel 14

Italiener in Weeze

Die italienischen Mitbürger brachten sich mit ihren Gewohnheiten und ihrer Lebensfreude in die Ortsgemeinschaft ein.

Die Geschichte der Italiener in Weeze beginnt mit dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 zwischen Italien und den Alliierten. Italienische Soldaten (etwa 600.000) und Fremdarbeiter wurden zu Militärinternierten erklärt und in der deutschen Kriegswirtschaft als Zwangsarbeiter eingesetzt. So waren Italiener wie Arturo Bottollo (aus Ventimiglia) auf dem Schaddenhof in der Bauernschaft Vorselaer und für die Arbeiterkolonie „Sankt Petrusheim“ in der Landwirtschaft beschäftigt.

Vom Gastarbeiter zum Mitbürger

1955 wurde zwischen Deutschland und Italien das Anwerbeabkommen unterzeichnet. Die ersten „Gastarbeiter“ erhielten Einjahresverträge und kamen auf den hiesigen Höfen zum Einsatz.

Im Juli 1961 trafen Italiener aus Apulien und Kalabrien, im folgenden Jahr Sizilianer aus Paternò ein und waren in den GeGe-Werken (Möbelindustrie) tätig. Hier erhielten sie Unterkunft und Verpflegung. Ab 1964 folgten Familienangehörige, so dass die Anzahl der Italiener bis in die 1970er Jahre auf fast 400 stieg. Sie wurden als Mitbürger aufgenommen und brachten sich mit ihren Gewohnheiten und ihrer Lebensfreude in die Ortsgemeinschaft ein.

Die Einheimischen genossen schon bald den Geschmack von Oliven, Sardinen, Spaghetti mit fruchtiger Tomatensoße, überzogen von einer feinen Schicht geriebenen Parmigiano, gewürzt mit einigen Blättchen frischen Basilikums, begleitet von einem Glas kräftigen roten Weins. Aus der Küche strömten neue Düfte: in der Pfanne schmorten Kartoffeln im heißen Olivenöl dazu Auberginen, Artischocken, Peperoni aromatisiert mit einem leichten Hauch von Knoblauch. Jung und Alt erfreuten sich an einem Gelato, einem Espresso oder Cappuccino.

1975 schlossen die GeGe-Werke. Viele Italiener kehrten daraufhin in den Süden zurück oder fanden in den Nachbarorten bzw. anderen Regionen neue Arbeitsplätze. Einige eröffneten Ristoranti, Pizzerie, Gelaterie.

Nach einiger Zeit grüßten die Weezer in einem akzentfreien „Ciao“. 

Circolo Italiano Amicizia

1978 entstand die Idee für einen Verein, der 1980 als Circolo Italiano Amicizia gegründet wurde. Er setzte sich zum Ziel, italienischen Familien das Einleben in die neue Umgebung zu erleichtern und Kontakte zu den Deutschen zu knüpfen. Außerdem wollte er Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe vermitteln, sowie die eigene Kultur pflegen. Als Kommunikationszentrum diente das Pfarrheim. So organisierten die Mitglieder Feste, Ausflüge oder Ausstellungen mit den Künstlern Giorgio Rocca, Giuseppe Barna, Pierluigi Negriolli und Silvana Zambanini. Die Italiener nahmen aktiv am Leben in der Gemeinde teil: am Kinderkarneval, bei der Straßenparty und an den Pfarrfesten. Beim TSV spielte eine italienische Fußballmannschaft. Aufgrund der guten freundschaftlichen Verbindungen bestimmte der Heimat- und Verkehrsverein den „Circolo“ zum festgebenden Verein der Kirmes 1992. Das Motto lautete: „Gemeinsam, um besser zu leben - Insieme per vivere meglio“.

Am 16.08.2011 wurde in einer Feierstunde an 50 Jahre des freundschaftlichen  Miteinanders gedacht. Einen wesentlichen Anteil daran hatten die italienischen Familien, die heute bereits in der dritten und vierten Generation in Weeze leben.  

 

Ma già volgeva il mio disiro e il velle,

Sì come ruota ch´egualmente è mossa,

L´amor che muove il sole e l´altre stelle.

 

Doch folgte schon mein Wunsch und Wille gerne,

         So wie ein Rad, das ebenmäßig kreist,

         Der Liebe, die bewegt die Sonne und Sterne!    

 Dante Alighieri (aus: Die Göttliche Komödie, 33.Gesang)

 

Italienische Vorbereitungsklasse in der Petrus-Canisius-Schule, 1974/1975 - Impressum - Inhalt: Gemeindearchiv Weeze, (Vincenzo Sacco: 'Die Geschichte der Italiener in Weeze. Mit Freunden auf dem Weg.' Weeze 2014.) - Abbildungsnachweis: Gemeindearchiv Weeze, Vincenzo Sacco

Italienische Vorbereitungsklasse in der Petrus-Canisius-Schule, 1974/1975.

Regelmäßig trafen sich die italienischen Familien im Pfarrheim, 1982 - (Quelle: Weezer-Uedemer Nachrichten, Bildseite vom  04.02.1982) - Impressum - Inhalt: Gemeindearchiv Weeze, (Vincenzo Sacco: 'Die Geschichte der Italiener in Weeze. Mit Freunden auf dem Weg.' Weeze 2014.) - Abbildungsnachweis: Gemeindearchiv Weeze, Vincenzo Sacco

Regelmäßig trafen sich die italienischen Familien im Pfarrheim, 1982

 (Quelle: Weezer-Uedemer Nachrichten, Bildseite vom  04.02.1982).

Kleine 'Franziskanermönche aus Assisi' nahmen 1983 am Kinderkarneval teil - Impressum - Inhalt: Gemeindearchiv Weeze, (Vincenzo Sacco: 'Die Geschichte der Italiener in Weeze. Mit Freunden auf dem Weg.' Weeze 2014.) - Abbildungsnachweis: Gemeindearchiv Weeze, Vincenzo Sacco

Kleine "Franziskanermönche aus Assisi" nahmen 1983 am Kinderkarneval teil.  

Der 'Circolo Italiano Amicizia' war festgebender Verein bei der Kirmes 1992 - Vincenzo Sacco trug die Festkette, Adjutantin war Pia Janssen - Impressum - Inhalt: Gemeindearchiv Weeze, (Vincenzo Sacco: 'Die Geschichte der Italiener in Weeze. Mit Freunden auf dem Weg.' Weeze 2014.) - Abbildungsnachweis: Gemeindearchiv Weeze, Vincenzo Sacco

Der "Circolo Italiano Amicizia" war festgebender Verein bei der Kirmes 1992.

Vincenzo Sacco trug die Festkette, Adjutantin war Pia Janssen.       

Vincenzo Sacco: La valigia di cartone in un´onda spumeggiante / Der Pappkoffer in einer überschäumenden Welle (Ölgemälde). Bilderklärung:  Der Koffer stellt ein Symbol für die heimatlichen Gerüche dar, die die Gastarbeiter mit sich trugen: wie selbstgemachter Schafskäse mit Pfeffer, Salsiccia (pikant gewürzte Wurst), in Öl eingelegte Gemüse (wie Paprika, Auberginen, Artischocken), trockene Bohnen, Kichererbsen, Olivenöl, Knoblauch und auch selbstgestrickte Kleider aus Schafswolle. Besonders die Familienfotos erinnerten an die zurückgelassenen Lieben. Die Welle veranschaulicht die neuen Herausforderungen in einer völlig fremden Umgebung. - Impressum - Inhalt: Gemeindearchiv Weeze, (Vincenzo Sacco: 'Die Geschichte der Italiener in Weeze. Mit Freunden auf dem Weg.' Weeze 2014.) - Abbildungsnachweis: Gemeindearchiv Weeze, Vincenzo Sacco

Vincenzo Sacco:

La valigia di cartone in un´onda spumeggiante /

Der Pappkoffer in einer überschäumenden Welle (Ölgemälde).

Bilderklärung: 

Der Koffer stellt ein Symbol für die heimatlichen Gerüche dar, die die Gastarbeiter mit sich trugen: wie selbstgemachter Schafskäse mit Pfeffer, Salsiccia (pikant gewürzte Wurst), in Öl eingelegte Gemüse (wie Paprika, Auberginen, Artischocken), trockene Bohnen, Kichererbsen, Olivenöl, Knoblauch und auch selbstgestrickte Kleider aus Schafswolle. Besonders die Familienfotos erinnerten an die zurückgelassenen Lieben.     

Die Welle veranschaulicht die neuen Herausforderungen in einer völlig fremden Umgebung.