Historischer Rundweg - Tafel 4

Briten in Weeze

Gute freundschaftliche Beziehungen über Jahrzehnte

Wirtschaftliche Bedeutung

Im November 1999 endete in Weeze eine Ära. Nach 45 Jahren guter nachbarschaftlicher Beziehungen zogen die letzten Briten des Standorts Royal Air Force Laarbruch ab. Die Weezer ließen die Briten mit einem weinenden Auge ziehen, hatte man sich doch in all den Jahren aneinander gewöhnt. Die wirtschaftliche Bedeutung für die Geschäftswelt war enorm. Bis zu 2700 Luftwaffensoldaten waren auf Laarbruch stationiert. Mit Familienangehörigen kam man leicht auf eine Zahl von 6000, von denen ein Großteil in bis zu 1000 Wohnungen in Weeze lebte.

In den 1960er Jahren fehlte es auf der Royal Air Force Basis an Wohnungen für verheiratete Paare. So mieteten sich etliche britische Familien privat bei Weezer Hausbesitzern ein. Schon hier wurde der Grundstein gelegt für manche lange währenden Freundschaften.

Bald entstanden in Weeze-West Neubauten für die große Anzahl an jungen Familien. Die ersten Zeilenbauten entstanden an der Weller Straße. Weitere Blocks an der Wichernstraße, Franz-Hitze-Straße und Erdgrabenweg veränderten das dörfliche Weeze.

1975 konnte ein Doppelhochhaus, von den Bewohnern in Anlehnung an einen populären Film mit dem Spitznamen „Towering Inferno“ versehen, an der Ecke Berliner/Magdeburger Straße bezogen werden. Trotz des etwas despektierlichen Namens waren die Briten mit den Wohnverhältnissen auch in diesen großen Blocks sehr zufrieden.

Gute Kontakte zur Verwaltungsspitze

Insgesamt entwickelte sich so durch die räumliche Nähe insgesamt ein freundschaftliches Verhältnis zwischen der RAF Laarbruch und der Gemeinde Weeze, getragen von den Bemühungen der jeweiligen Führung, wie der Verwaltungsspitze mit dem Bürgermeister auf der einen Seite und dem Flugplatzkommandanten und seinen Offizieren in den einzelnen Staffeln auf der anderen Seite.

Kulturelle und sportliche Aktivitäten

Die Weezer Vereine freuten sich über jungen Nachwuchs, sei es als Sänger im Männer-Gesang-Verein, als Trompeter im Musikverein oder als Langläufer und Fußballer im TSV. Der häufige Wechsel im Turnus von ca. drei Jahren war teils ein Nachteil, brachte aber auch frischen Wind in die Vereine.

Die Weezer Geschäftsleute veranstalteten Sprachkurse, in den Schulen gab es keine Motivationsprobleme beim Erlernen der Fremdsprache Englisch. Die Kenntnisse waren für viele Weezer in ihren Berufen und sozialen Kontakten erforderlich. Von Seiten der Briten wurde das Erlernen der deutschen Sprache eher zögerlich angefasst.

Im Zeichen der guten Nachbarschaft wurden Straßenfeste, Deutsch-Britische Wochen oder sogar trinationale Zusammenkünfte mit Briten, Niederländern und Deutschen durchgeführt.

Die häufigen Kontakte in Vereinen, Nachbarschaften und auf Festen führten dazu, dass die Royal Air Force Basis im Laufe der Jahre dreimal den Festkettenträger bei der Weezer Kirmes stellte, erstmals 1972, dann in den Jahren 1985 und 1996.

Partnerschaft Watton - Weeze

Nach Gründung eines Weezer Partnerschaftsvereins (1984) sprach man sich aufgrund des über 30-jährigen freundschaftlichen Kontaktes der Gemeinde zu den britischen Bürgern der RAF in Laarbruch bei der Auswahl der Partnerschaftsgemeinde für eine englische Kommune aus, die Gemeinde Watton in der Grafschaft Norfolk. Offiziell im Jahr 1987 begründet, wird diese Städtepartnerschaft bis heute gepflegt und erfolgreich fortgeführt. Sie hat die Begegnungen zwischen den Bürgerinnen und Bürgern beider Gemeinden auf gesellschaftlicher, kultureller und sportlicher Ebene intensiv gefördert. Regelmäßig standen Ferien- und Zeltlager, Schüleraustausche und Gruppenreisen wechselweise in Weeze und Watton auf dem Programm. Die deutsch-britische Freundschaft ist durch die regelmäßigen Begegnungen stetig gewachsen.