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Historischer Rundweg - Tafel 10
Haus Hertefeld
Das Haus beherbergte hochgestellte Gäste, wie den „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. von Preußen im Jahr 1714.
Haus Hertefeld war stets eng mit der Geschichte des Ortes Weeze verbunden.
Baugeschichte
Das Haus Hertefeld wird erstmals 1322 als Rittersitz erwähnt und war in seiner Geschichte vielfach baulichen Eingriffen unterzogen worden.
Das jetzige Haus Hertefeld entstand um 1700 als repräsentatives Gutsherrenhaus auf einer ehemaligen Niersinsel gelegen, wobei man ältere Gebäudeteile umbaute und erweiterte.
Heute erkennt man nur noch ein langgestrecktes, symmetrisches Backsteingebäude mit überhöhtem Obergeschoss. Es war von drei Walmdächern überdeckt. In der Mitte des Gebäudes befand sich vor der Kriegszerstörung ein dreigeschossiger, vorspringender Mittelturm, zu dessen Seiten kleine Treppentürme emporführten. Das Bauwerk erinnerte mit den wuchtigen Dächern und Kaminen an holländische Stadt- und Gildenhäuser um 1700. Diese Bauten wollten keine Wehrhaftigkeit ausdrücken, sondern die Behaglichkeit nordischer Innenräume.
In der nachfolgenden Zeit beherbergte es hochgestellte Gäste, so zum Beispiel 1714 König Friedrich Wilhelm I. von Preußen. In den letzten Kriegswochen 1945 wurde Haus Hertefeld von deutschen Truppen aus Furcht vor feindlichen Hinterhalten angezündet und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Später wurde die Ruine bepflanzt und so allmählich den Besuchern entzogen.
Ab 1996 wurde die Ruine entschuttet und ihre verbliebene Substanz im Rahmen einer Mustersicherung erhalten.
Haus Hertefeld heute
Von 1998 bis 2006 erfolgte eine schrittweise Restaurierung der Anlage. Einer Idee aus dem Jahr 1947 folgend wurden ab 2004 der historische Hauptturm und der Mitteltrakt der Schlossruine Hertefeld auf der Basis der überlieferten Ansichten und Grundmauern wieder errichtet. Höhepunkt war im April 2005 das Aufsetzen der barocken Turmhaube mit der dazugehörigen Glocke, was die Weezer Ortssilhouette wiederherstellte.
Culture & Castles und Veranstaltungen
Im Haus Hertefeld entstanden inmitten der Ruine nutzbare Räume. Kulturinteressierte Besucher können im neuen Mitteltrakt, den Wächterhäusern und in einigen Räumen des Nebengebäudes aus dem 14. Jahrhundert im Rahmen des Projektes „Culture & Castles" stilvoll übernachten.
In den Gemäuern finden auch Konzerte des Kulturraumes Niederrhein im Rahmen der Muziek Biennale statt. Die Räume stehen auch für Trauungen und Veranstaltungen zur Verfügung.
Familie
Ein Träger des Namens Hertefeld wird erstmals 1179 urkundlich erwähnt.
Die Herren von Hertefeld hatten sich um 1560 der Reformation angeschlossen und unterstützten maßgeblich die kleine reformierte Kirchengemeinde Weeze u.a. auch als erste Gottesdienststätte. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg verlieh im Jahr 1649 Jobst Gerhard von Hertefeld die Gerichtshoheit über das Dorf Weeze und einige Bauernschaften. Mitte des 19. Jahrhunderts gingen per Heirat die Besitzungen und der Name Hertefeld auf Philipp Conrad Graf zu Eulenburg über. Er war Vater des bekannten Fürsten Philipp zu Eulenburg und Hertefeld (1847-1921), der als enger Vertrauter des Deutschen Kaisers Wilhelm II. galt.
Bis heute befinden sich Haus Hertefeld, das dazugehörige Rentei-Gebäude und der Park mit seinem alten Baumbestand im Eigentum der Familie zu Eulenburg und Hertefeld.
Haus Hertefeld (links) und die Sankt Cyriakus-Kirche von Norden, Kupferstich von P. van Liender nach einer Zeichnung von Jan de Beijer, 1743.
Haus Hertefeld, Ansicht von Süden, 1920er Jahre. Von 1912 bis 1937 war Haus Hertefeld durch eine Fähre mit dem Ortskern verbunden. Zudem musste der Besucher die leicht gebogene Brücke über dem Schlossgraben direkt vor dem Gebäude überwinden.